Marien Hospital Witten - Morbus Perthes
Zu den Inhalten springen
Marien Hospital Witten
St. Elisabeth Gruppe
HomeHome
Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie

Morbus Perthes

Bei dieser relativ seltenen Erkrankung des Hüftgelenkes im Kindesalter kommt es zu einem Absterben (Nekrose) des Hüftkopfes, ohne das die Ursache hierfür eindeutig bekannt ist. Nicht rechtzeitig behandelt oder unbehandelt führt diese kindliche Erkrankung zu einer irreversiblen Deformierung der Hüfte und unter Umständen zu einer schweren Arthrose bereits in jungen Jahren. Die systematische Erstbeschreibung und Erforschung dieses Krankheitsbildes ist ein besonderes Verdienst des Schweden Waldenström (1909), des Amerikaners Legg (1909), des Franzosen Calvé (1910) sowie des Deutschen Perthes (1910), die jeder im Abstand von wenigen Monaten dieses Krankheitsbild beschrieben. Im deutschen Sprachraum hat sich die Bezeichnung Morbus Perthes durchgesetzt, wohingegen im englischen Sprachraum vorzugsweise von Legg-Calvé-Perthes-Erkrankungen (LCP- Disease) gesprochen wird.

Weitere Informationen
Ursachen

Die Ursache des Morbus Perthes ist nach wie vor unbekannt. Sicher scheint nur, dass gestörte Durchblutungsverhältnisse des Oberschenkelkopfes eine entscheidende Rolle spielen. Darüber hinaus werden auch hormonelle Fehlsteuerungen (Schilddrüsenhormone, Östrogene, Androgene, Somatomedin C und Wachstumshormon) in Betracht gezogen, zumal bei den betroffenen Kindern häufig ein verzögertes Knochenwachstum vorliegt.

Beschwerdebild

Das klinische Beschwerdebild des Morbus Perthes äußert sich oft noch vor Sichtbarwerden der ersten röntgenologischen Merkmale durch ein Schonhinken in der betroffenen Hüfte. Erst im Verlauf von mehreren Wochen klagen die Kinder über Hüftschmerzen mit Ausstrahlung in die Leistengegend, die Oberschenkelvorderseite oder das Kniegelenk. Die Hüftgelenksbeweglichkeit kann unterschiedlich eingeschränkt sein, wobei jedoch das Abspreizen und Einwärtsdrehen besonders betroffen ist. Darüber hinaus zählt das Auftreten einer scheinbaren Beinverkürzung zum typischen Erscheinungsbild, bedingt durch eine Verkürzung der das Hüftgelenk anspreizenden Muskulatur (Adduktoren) und bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium durch Abflachung des Hüftkopfes.

Epidemiologie (Häufigkeit)

Das charakteristische Erkrankungsalter liegt in Europa zwischen dem 2. und 10. Lebensjahr mit einem Maximum im 4. bis 7. Lebensjahr. Dabei erkranken Jungen und Mädchen in einem Verhältnis von 5:1. In ca. 10% bis 15% der Fälle tritt die Erkrankung doppelseitig auf. Der Morbus Perthes kommt in verschiedenen Ländern unterschiedlich häufig vor. Die Angaben liegen bei 15 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner in England und 5-6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner in den USA. Bei den Chinesen sind nur 0,2 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr zu verzeichnen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung der Geschwister von Perthes-Patienten liegt unter 4%.

Stadieneinteilung/Prognose

Die Prognose der Erkrankung und die Therapie ist abhängig vom Alter des Patienten, vom Grad des seitlichen Heraustretens des Hüftkopfes aus der Pfanne (Subluxation) und vom Ausmaß des Hüftkopfbefalls, welcher in der Stadieneinteilung nach Catterall zum Ausdruck kommt. Hierbei werden 4 Stadien unterschieden, wobei Stadium I die günstigste und Stadium IV die ungünstigste Prognose darstellt. Eine der Hauptschwierigkeiten der Erkrankung liegt darin, dass zu Beginn der Erkrankung das Ausmaß und die Prognose noch nicht sicher abzuschätzen sind, weshalb kontinuierliche Verlaufskontrollen notwendig sind, um den geeigneten Zeitraum für ein operatives Eingreifen nicht zu versäumen. Ein operatives Eingreifen in Form einer Rezentrierung des Hüftkopfes ist dann zu prüfen, wenn ein seitliches Heraustreten (Subluxation) des Hüftkopfes aus der Pfanne beginnt, wobei in weit fortgeschrittenen Fällen eine Rezentrierung manchmal unmöglich ist. Das Ziel der Perthes-Therapie ist es, die anatomische Form des Hüftgelenkes zu erhalten bzw. wiederherzustellen, um Inkongruenzen zwischen Hüftkopf und Gelenkpfanne zu minimieren und somit eine spätere Arthrose zu vermeiden.

Therapie

Mit Herrn Prof. Dr. med. H.-O. Dustmann konnte das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Anna Hospital Herne einen ausgewiesenen und international anerkannten Experten auf dem Gebiet des Morbus Perthes gewinnen. Herr Prof. Dr. med. Dustmann verfügt als ehemaliger Direktor der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie am St. Josef-Hospital in Engelskirchen (bei Köln) über langjährige klinische und wissenschaftliche Erfahrung und hat neben zahlreichen Publikationen und Fachvorträgen auch ein international als Standardwerk zum Thema Morbus Perthes anerkanntes Lehrbuch verfasst. Anhand seiner jahrzehntelangen Erfahrung favorisiert er ein Behandlungskonzept, in dem neben anerkannter Stadieneinteilung auch die individuelle Situation des Kindes zusätzlich Berücksichtigung findet. Zur exakten Therapieplanung ist zunächst die radiologische Bestimmung des Skelettalters erforderlich.

  • Kinder unter 4 Jahre (Skelettalter) in der Catterall-Gruppe III und IV sowie Kinder zwischen 4 und 7 Jahren im Catterall-Stadium II, III und IV sowie auch ältere Kinder, soweit sie das Catterall-Stadium II betreffen, können von einer operativen Therapie erheblich profitieren. Für eine exakte päoperative Planung ist eine Funktionsarthrographie erforderlich, um das Auftreten eines Hingeabduction-Phänomens zu vermeiden.
  • Kinder, die unter 4 Jahre alt sind und der Catterall-Gruppe I und II angehören, können in der Regel konservativ therapiert werden.
  • Problematisch ist die Therapie von Kindern, die älter als 7 Jahre sind und der Catterall-Gruppe III oder IV zuzuordnen sind oder Risikofaktoren mit sich bringen, da sie meist von einer operativen Therapie im Kindesalter nicht profitieren..

Durch das von Herrn Prof. Dustmann entwickelte neuzeitliche Operationsverfahren im Sinne einer dreidimensionalen Umstellungsosteotomie am Hüftgelenk (Extensions- Derotations- und Varisierungsosteotomie) können vielen Kindern langjährige konservative Behandlungen mit Gipsen, Orthesen, Apparaten und Schienen erspart werden. Diese Hilfsmittel sind nach Herrn Prof. Dustmanns Erfahrung zu aufwendig und zu umständlich in der Handhabung für Eltern und Kinder.

© Marien Hospital Witten | Impressum | . Datenschutz | . Datenschutz­einstellungen anpassen.