In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4800 Frauen an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs hängt vom Alter ab: Am häufigsten erkranken Frauen zwischen 40 und 50 Jahren, jedoch können auch junge Frauen betroffen sein.
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich fast immer als seltene Spätfolge einer Ansteckung mit bestimmten Typen der sogenannten HP-Viren (humanes Papillomvirus). HP-Viren kommen nur bei Menschen vor und besiedeln in erster Linie Haut- und Schleimhautzellen. Von den über 100 unterschiedlichen HPV-Typen gibt es jedoch einige Viren, die sich auf den Genitalbereich „spezialisiert“ haben und bei Sexualkontakt übertragbar sind.
Die Krankheit verläuft meist über mehrere Jahre schleichend und macht sich oftmals nicht durch Symptome bemerkbar. Nicht jede Infektion mit HP-Viren löst Krebs aus – die meisten dieser Viren sind harmlos. Es gibt aber wenige „Hochrisiko-HPV-Typen“, die das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhen.
Wenn sich Gebärmutterhalskrebs entwickelt hat, kann er sich zum Beispiel durch einen gestörten Blutungsrhythmus bemerkbar machen. Typisch sind zudem Schmerzen im Bereich des Beckens. Wenn das Karzinom schon in umliegende Gewebe eingewachsen ist, können Beschwerden wie Blut im Urin oder Rückenschmerzen auftreten. Eine unerklärliche, deutliche Gewichtsabnahme kann auch ein Hinweis für eine fortgeschrittene Krebserkrankung sein.
In der Frauenklinik des Marien Hospital Witten kommen verschiedene Diagnoseverfahren zum Einsatz. Im Folgenden werden die verschiedenen Untersuchungen vorgestellt.
PAP-Abstrich
Gebärmutterhalskrebs zeigt sich im Frühstadium meist ohne Symptome. Deswegen ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung sehr wichtig. Derzeit ist der so genannte PAP-Abstrich eine wichtige Untersuchung, um Gebärmutterhalskrebs zu erkennen. Dabei streicht der Arzt vom Muttermund und dem Gebärmutterhalskanal Zellen ab. Anschließend werden die Zellen unter dem Mikroskop untersucht. Es ist wichtig, dass Frauen regelmäßig diesen Abstrich vornehmen lassen – denn ein einmalig negatives Ergebnis kann Gebärmutterhalskrebs nicht zu 100 Prozent ausschließen. Andersherum muss ein auffälliger Befund nicht bedeuten, dass Gebärmutterhalskrebs vorliegt. Werden Zellveränderungen festgestellt, ist es ratsam, bei einer Dysplasie-Sprechstunde vorstellig zu werden. Bei mittelgradigen und schweren Zellveränderungen werden Kontrollen im Abstand von einigen Monaten angeraten. Wenn sich die Veränderungen nach ein paar Monaten nicht zurückgebildet haben, muss eine weitere Abklärung durch eine Untersuchung des Gebärmutterhalses mit einer Vergrößerungslupe (Kolposkopie) und die Entnahme von Gewebsproben erfolgen.
HPV-Test
Zusätzlich zum PAP-Abstrich kann ein HPV-Test zur Diagnose von Gebärmutterhalskrebs durchgeführt werden. Dieser kann nachweisen, ob sich im Gewebe am Gebärmutterhals HP-Viren finden. Der Arzt entnimmt dafür ähnlich wie bei einem PAP-Zellabstrich, Zellen aus dem Gebärmutterhals. Zeigt der Test, dass die Frau Hochrisiko-HP-Viren trägt, hat sie ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs. Ist der Test negativ, gibt es derzeit kein erhöhtes Risiko, zu erkranken. Die Krankenkassen bezahlen einen HPV-Test, sofern eine Zellabstrich-Untersuchung Auffälligkeiten ergeben hat.
Es gibt seit 2006 einen Impfstoff gegen bestimmte HP-Virustypen. Die ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt allen Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren eine Impfung gegen HPV. Dabei werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Bestenfalls sollten sich junge Frauen vor dem ersten Geschlechtsverkehr impfen lassen.
Selten können auch Schwangere von Gebärmutterhalskrebs betroffen sein. Wenn der PAP-Test einer Schwangeren auffällig ist, kann noch in der Schwangerschaft eine Kolposkopie zur Entnahme einer Gewebeprobe durchgeführt werden. Diese Form der Diagnostik hat keine Auswirkungen auf den Fötus. Ist der Gebärmutterhalskrebs noch im Anfangsstadium, wird die Behandlung in der Regel bis nach der Geburt aufgeschoben. Sollte der Krebs im frühen Stadium einer Schwangerschaft bereits fortgeschritten sein, kann eine umgehende Behandlung notwendig sein. Diese erfolgt in enger Absprache zwischen der Schwangeren. Auch bei Schwangeren stehen verschiedene der unten genannten Behandlungsverfahren zur Verfügung.
Die Behandlung richtet sich danach, wie groß und wie weit fortgeschritten ein Gebärmutterhalskrebs ist. Bei der Therapie gibt es die Möglichkeit verschiedener Operationen mit unterschiedlichem Umfang und / oder einer Strahlen- und Chemotherapie.
Bei Gebärmutterhalskrebs werden die Stadien 1 bis 4 je nach Ausbreitung des Tumors unterschieden:
Konisation
Bei sehr kleinen, oberflächlichen Tumoren kann eine so genannte Konisation durchgeführt werden. Dabei wird ein kleiner Gewebekegel aus dem Gebärmutterhals ausgeschnitten. Die Konisation kommt besonders bei jungen Patientinnen mit Kinderwunsch in Frage, da die Gebärmutter erhalten bleibt.
Trachelektomie
Wenn die Konisation nicht ausreicht – aber ein Kinderwunsch besteht, kann manchmal eine Teilentfernung der Gebärmutter erfolgen – eine sogenannte Trachelektomie.
Hysterektomie (vaginal, offen oder endoskopisch)
Wenn kein Kinderwunsch besteht und das Rückfallrisiko sehr hoch eingeschätzt wird, kann die Gebärmutter auch ganz entfernt werden.
Radikale Hysterektomie (offen oder endoskopisch)
Wenn Tumore schon über die Gebärmutter hinausgewachsen sind und den Halteapparat befallen haben, kann eine erweiterte Hysterektomie durchgeführt werden. Dabei wird die Gebärmutter und das umliegendes Gewebe bis hin zum oberen Anteil der Scheide entfernt.
Zeigt sich, dass Lymphknoten befallen sind, macht eine Operation nur selten Sinn, da sie sehr umfangreich sein müsste und eventuell Blase oder Darm mit beträfe. Da davon auszugehen ist, dass sich Krebszellen noch weiter verbreitet haben, wird den meisten Patientinnen eine Bestrahlung oder eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie empfohlen.
Radiochemotherapie
Eine kombinierte Radiochemotherapie, bei der sowohl eine Bestrahlung wie auch Zytostatika eingesetzt werden, kann das Tumorwachstum aufhalten oder sogar eine Heilung erzielen. Unter Umständen ist erst in einer vorgeschalteten Operation das Tumorstadium genau einschätzbar. Auch kann versucht werden, den Tumor bei einer solchen Operation zumindest zu verkleinern. Nur in Ausnahmefällen ist eine sehr umfangreiche Operation anstelle einer Radiochemotherapie sinnvoll, bei der auch Blase und / oder Enddarm entfernt werden.