Marien Hospital Witten - Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ)
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Kinder- und Jugendklinik

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ)

Die juvenile idiopathische seronegative Polyarthritis (pJIA) betrifft ca. 20 % der Patienten im Kindes- und Jugendalter. Sie tritt eher bei jüngeren Kindern, oft im Vorschulalter, auf und betrifft kleinere Gelenke wie Finger- oder Zehengelenke, häufig symmetrisch auf beiden Seiten. Die Erkrankung kann langsam fortschreitend oder auch in Schüben verlaufen. Es besteht zudem ein erhöhtes Risiko für eine chronische Augenentzündung (Uveitis). Der fehlende Nachweis des sogenannten Rheumafaktors (man nennt dies auch „seronegativ“) bedeutet oftmals einen günstigeren Krankheitsverlauf und langsameres Fortschreiten der Entzündung.

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Ursachen

Die Ursache ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich handelt es sich um ein Zusammenspiel von erblicher Veranlagung und äußeren Faktoren, das zu dieser Autoimmunerkrankung führt.

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Symptome

Bei der pJIA kommt es zu schmerzhaften Entzündungen an Hand-, Finger- und Zehengelenken. Sichtbare Rötungen, tastbare Schwellungen und Überwärmungen sind charakteristisch. Die Kinder klagen oft über Morgensteifigkeit. Im Tagesverlauf bessert sich die Beweglichkeit der Gelenke zwar, aber dauerhafte Entzündungen können im Laufe der Zeit zu erheblichen funktionellen Einschränkungen führen. Oftmals können die jungen Patienten aber viele Aktivitäten des Alltags noch gut meistern.

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Diagnose

Die Diagnose der pJIA besteht aus der gründlichen körperlichen Untersuchung des gesamten Bewegungsapparates. Durch Laborparameter wie den Rheumafaktor (aber auch andere) kann die Prognose des Krankheitsverlaufes besser eingeschätzt werden. Eine augenärztliche Untersuchung ist wichtig, um Probleme frühzeitig zu erfassen.

Bildgebende Verfahren

Veränderungen an den Gelenken können mittels Ultraschall (Sonografie) und Röntgenaufnahmen festgestellt werden. Auch eine Kernspintomografie (MRT) wird zur Feststellung der Ausprägung einer rheumatischen Erkrankung herangezogen.

Laboruntersuchungen

Durch Blutuntersuchungen kann z. B. die Entzündungsaktivität im Körper ermittelt werden. Noch wichtiger ist allerdings die Therapieüberwachung, wenn das Immunsystem medikamentös durch Basismedikamente oder Biologika beeinflusst wird. Gelegentlich werden auch Analysen der Gelenkflüssigkeit vorgenommen.

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Behandlungsverfahren

Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen im Kindesalter hat zum Ziel, dauerhafte Schädigungen zu vermeiden sowie dem jungen Patienten eine normale psychische, soziale und körperliche Entwicklung zu ermöglichen. Dazu sollen die Symptome dauerhaft abgeschwächt (Remission) und die rheumatische Entzündung unterdrückt werden.

Ermöglicht wird dies durch ein sogenanntes „multimodales Therapiekonzept“. Es setzt sich zusammen aus unterschiedlichen Behandlungsansätzen, wie Physio- und Ergotherapie, psychologischer Behandlung sowie der Gabe von Medikamenten.

Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen muss in der Regel kontinuierlich über einen langen Zeitraum erfolgen. Dies und die damit verbundenen Arztbesuche können die gesamte Familie zeitlich stark in Anspruch nehmen. Auch eventuell auftretende Nebenwirkungen durch Medikamente können eine Belastung sein. 

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Medikamentöse Behandlungsverfahren

Grundlage für die medikamentöse Behandlung von Rheuma bei Kindern und Jugendlichen bilden die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), die schmerz- und entzündungshemmend wirken.

Sollten diese nicht ausreichen, erfolgt die Gabe von Basismedikamenten (z. B. Methotrexat [MTX] oder Sulfasalazin [SASP]). Sie können den Entzündungsprozess beeinflussen und so dauerhafte Schädigungen der Gelenke und Organe zu vermindern oder auch vollständig aufzuhalten.

Ebenfalls entzündungshemmend wirkt Kortison, das primär in Form von kindgerechten Einspritzungen in die Gelenke oder beispielsweise als Augentropfen verabreicht wird. In sehr schweren Fällen erfolgt die Behandlung auch systemisch, also innerlich, durch die Gabe von Medikamenten, Infusionen oder Spritzen.

Eine weitere medikamentöse Behandlungsmöglichkeit stellen sogenannte Biologika (z. B. Etanercept, Adalimumab, Golimumab, Tocilizumab) dar. Diese Medikamente sind sehr wirkungsvoll, da sie gezielt die entzündungsverursachenden Botenstoffe hemmen und somit eine deutliche Linderung der Beschwerden herbeiführen können.

Generell gilt, dass sich der Einsatz von Medikamenten stets nach der Art der Erkrankung, ihrer Dauer und nach der Intensität der Beschwerden des Kindes oder Jugendlichen richtet.

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Physio- und Ergotherapie

Einen wichtigen Baustein in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bilden individuell angepasste, kontinuierlich angewandte physikalische Maßnahmen, Physio- und Ergotherapie sowie Krankengymnastik. Durch sie können Schmerzen gelindert und die ungleichmäßige Beanspruchung von Muskeln ausgeglichen werden. Auch Einschränkungen in der Bewegung, Fehlstellungen oder Schonhaltungen können so behandelt oder vorgebeugt werden.
Neben der Krankengymnastik hilft die Ergotherapie dabei, gezielt die Aktivitäten des täglichen Lebens für die jungen Rheumapatienten zu erleichtern und deren Ausführung zu verbessern. Sogenannte Funktions- und Lagerungsschienen beugen einer drohenden Fehlstellung der Gelenke im Bereich der Hände und Finger vor.

Die Physiotherapie zielt vor allem auf den Erhalt und Therapie der Gelenkfunktionen und die Behandlung eventueller Fehlstellungen ab. Auch die Beweglichkeit wird durch Mobilisation und das Dehnen verkürzter Strukturen gefördert. Indem die Eltern einige Behandlungsmethoden erlernen, können sie diese auch zu Hause bei ihrem Kind anwenden.

Vor allem die Linderung der Schmerzen und die Entspannung der Muskeln stehen im akuten Stadium der Arthritis im Fokus der Behandlung. Dies wird durch ein behutsames und passives Bewegen der Gelenke erreicht, welches wiederum zu einer allgemeinen Verbesserung der Beweglichkeit des jungen Patienten führt. Auch die Behandlung mit Kälte (Kryotherapie) oder Wärme kommt hier zum Einsatz.

Juvenile idiopathische Polyarthritis (Rheumafaktor negativ) – Psychologie

Weil rheumatische Erkrankungen sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch deren Familien oftmals sehr belasten, ist es wichtig, auch psychologische Hilfen anzubieten bzw. zu etablieren. Sie unterstützt die Verarbeitung der Erkrankung und den Behandlungserfolg. Im multimodalen Therapiekonzept ist die Psychologie ein weiterer wesentlicher Baustein.

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